Sie nennen mich Smiley
Exit
Zanele
mit Bruni Prasske
Sie nennen mich Smiley
Leben mit Aids in Südafrika
Mit einem Vorwort von Gundula Gause

Originalausgabe, 250 Seiten,
gebunden mit Schutzumschlag
€ (D) 19,99 / € (A) 20,60 / SFr. 34,50*
ISBN 978-3-431-03814-9
*unverbindliche Preisempfehlung

Vorkämpferin gegen Aids in Südafrika starb mit 29
Sie finden den Nachruf auf Zanele weiter unten auf dieser Seite.

Bruni Prasske ist eine Autorin, die mit einfühlsamer, wacher Seele sieht und hört. Ihr geschulter Fachverstand und jahrelange Erfahrung mit Reisen in ferne Länder und Kulturen geben ihr das Rüstzeug, die Schicksale fremder Menschen und Lebensformen in einer Weise zu schildern, dass es den Leser mitten ins Herz trifft. Diese Gabe, die sie zuletzt mit Erfolgsbüchern wie MÖGEN DEINE HÄNDE NIEMALS SCHMERZEN und IMMER NOCH TRÄUME ICH VON DEUTSCHLAND unter Beweis stellte, perfektioniert sie in ihrem jüngsten Werk. In SIE NENNEN MICH SMILEY leiht Bruni Prasske einer jungen Frau, die mutterseelenallein ist auf dieser Welt, ihre Stimme, damit diese das Wort ergreifen kann - im Namen und zum Wohle von Millionen.

SIE NENNEN MICH SMILEY antwortet die heute fünfundzwanzigjährige Zanele, wenn man sie nach ihrem Namen fragt. Ihren wirklichen Namen kennt sie ebenso wenig wie ihr genaues Geburtsdatum. Zanele hat keine Erinnerung an ihre frühe Kindheit, keine Verwandten, keine Wurzeln. Sie trägt noch Windeln, als sie ausgesetzt und von der Straße aufgelesen wird von einer Familie, die sie zu schwersten körperlichen Arbeiten heranzieht und regelmäßig verprügelt. Zanele ist noch keine neun Jahre alt, als ihr wesentlich älterer Pflegebruder Sipho beginnt, sie allabendlich zu vergewaltigen. Und sie mit HIV infiziert. Damit scheint ihre Zukunft vorprogrammiert: Gewalt – Krankheit – Tod.

Zaneles Schicksal ist kein Einzelfall in Südafrika. In keinem anderen Land der Welt werden jährlich im Schnitt 55.000 Vergewaltigungen angezeigt, während die geschätzte Dunkelziffer bis zu zwanzigfach höher liegt. Die Folge: Fast ein Viertel der südafrikanischen Bevölkerung im Alter von fünfzehn bis neunundvierzig Jahren ist mit HIV infiziert; in einigen Gebieten kommt es täglich zu siebentausend Neuinfektionen. Und die Betroffenen schweigen. Aus Angst, Unwissenheit, Hilflosigkeit. Nicht so Zanele. Sie ist gerade mal zehn Jahre alt, als sie den Mut aufbringt, Siphos Gräueltaten publik zu machen. Daraufhin bringt man sie ins „Haus der Kinder“, ins Waisenhaus von St. Philomena’s im Osten von Durban, einer Einrichtung des internationalen katholischen Missionswerks missio. Hier lernt das Mädchen in den folgenden Jahren eine ganz neue Welt kennen, die von Respekt und Nächstenliebe geprägt ist und in der ihr Bildung und Aufklärung zuteilwerden, eine Welt, in der sie von lebendigem Glauben berührt wird, der ihr eine von Mut und Zuversicht gestützte Zukunftsperspektive bietet. Das ausgesetzte Kind von einst wird zu einer selbstbewussten jungen Frau mit einem strahlenden Lächeln, die auf die Frage nach ihrem Namen antwortet: SIE NENNEN MICH SMILEY.

Das vergewaltigte, kleine Mädchen von einst macht ihr Abitur, studiert und wird eine „verwundete Heilerin“, die heute die Straßenkinder des Umthombo-Projekts betreut, obdachlose und verwaiste Jungen und Mädchen, die sich in einem der gefährlichsten Stadtteile von Durban behaupten müssen. Das potentielle Aids-Opfer von einst nimmt seit Jahren antiretrovirale Medikamente und lebt trotz Hi-Virus im Blut das erfüllte Leben einer Beinahe-Gesunden, die von der Zukunft und der großen Liebe träumt. Zanele wird zu einem Symbol für Millionen. Seit Jahren hält sie regelmäßig Vorträge über ihr Schicksal und ihre Krankheit. In Südafrika keine Selbstverständlichkeit. Denn in Südafrika werden HIV und Aids immer noch gern totgeschwiegen.

Es war die Absicht der Autorin Bruni Prasske, Zaneles Lebensweg in SIE NENNEN MICH SMILEY so festzuhalten, dass er für den Leser nachfühlbar wurde. Gelungen ist ihr weit mehr als das. Während das Buch einerseits Zaneles Geschichte erzählt und dem Leser tiefe Einblicke gewährt in einen beispiellosen Kampf, aus dem heroische Kraft erwächst, zeichnet die Autorin andererseits in Passagen, die auf den ersten Blick wie literarisch meisterhaft gelungene Beschreibungen wirken, ein gesellschaftskritisches Bild der noch sehr jungen Demokratie Südafrikas. SIE NENNEN MICH SMILEY ist hervorragend geschriebene Informations- und Unterhaltungslektüre, die streckenweise zu Tränen rührt. Vor allem aber gibt das Buch Hoffnung. Nicht nur den Millionen, die Zaneles Schicksal teilen, sondern darüber hinaus jedem, der dank Bruni Prasskes literarischer Kunstfertigkeit „zwischen den Zeilen“ lernen kann, wie einfach es wäre, eines der größten Probleme der Menschheit zu lösen.

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Sie nannten sie Smiley

Vorkämpferin gegen Aids in Südafrika starb mit 29

Durban (KNA) Sie war gerade mal neun, als sie vergewaltigt wurde. Von ihrem eigenen Stiefbruder. Doch damit nicht genug: Seitdem war Zanele Mbambo auch HIV-positiv. Jetzt ist sie mit gerade mal 29 Jahren im südafrikanischen Durban gestorben, wie das katholische Hilfswerk missio am Mittwoch in Aachen mitteilte. "Eine starke Frau und eine beispielhafte Vorkämpferin gegen HIV und Aids", würdigt missio-Präsident Klaus Krämer die Frau, deren Biografie Teil der aktuellen missio-Wanderausstellung "Glaubenszeugen" ist.

"Der Glaube hat ihr die Kraft gegeben, ein echter Schutzengel zu sein für Kinder und Jugendliche", sagt ZDF-Moderatorin Gundula Gause in einer ersten Reaktion gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Ich habe Sie trotz ihres schweren Schicksals immer als sehr lebensfroh und lebenslustig erlebt. Ihr Tod bewegt mich sehr, doch ich hoffe, dass ihre wichtige Arbeit in Erinnerung bleibt und weiter Früchte trägt." Als Schirmherrin des missio-Afrikatags hatte Gause die junge Frau mehrfach getroffen und das Vorwort zu Zaneles Buch "Sie nennen mich Smiley" geschrieben.

Rückblende ins Jahr 2007: Zanele steht am Altar der kleinen Kapelle des Kinderschutzzentrums Sankt Philomenas in Durban und sagt allen Ernstes "Mein Virus ist mein bester Freund". Ungläubiges Kopfschütteln bei den vielen Kindern, die wie gebannt an ihren Lippen hängen. Eben noch haben sie ausgelassen getanzt, getrommelt und gesungen, von Tod und Auferstehung und von der christlichen Hoffnung, dass mit dem Tod eben nicht alles vorbei ist. Lebensfreude pur, obwohl auch einige dieser 6- bis 17-Jährigen den tödlichen Virus schon in sich haben. Genau wie Zanele, die hier ihre Botschaft verkündet: "Auch HIV-positiven ist ein positives Leben möglich, trotz allem!"

Und die zierliche junge Frau erzählt weiter von ihrem besten Freund, dem Virus. Bringt die Kinder zum Schmunzeln, wenn sie mit ihm redet und auch mal schimpft, sobald er sie zu sehr ärgert. "Ich muss den Virus akzeptieren, denn keiner kann ihn mir wegnehmen. Was nützt es also, gegen ihn zu kämpfen?" Und so lange es ihm gut geht, geht es auch Zanele gut. "Aber lasst Euch nicht vom Virus bestimmen, lebt euer eigenes Leben", macht sie den Kindern Mut. In dem katholischen Zentrum, wo sie selbst den Weg zurück ins Leben gefunden hatte. "Smiley" wurde sie damals genannt, weil sie immer so freundlich lächelte - obwohl sie eigentlich nichts zu lachen hatte. Nach der Vergewaltigung und der niederschmetternden Diagnose: HIV-positiv.

"Wounded healers, also verwundete Retter" - so nennt Patrick Vorster Menschen wie Zanele. Ihre Ausbildung zählt der Theologe und Sozialarbeiter zu den besonderen Schwerpunkten des Stress- und Trauma-Programms in St. Philomenas: "Sie sind selbst schwer verletzt an Leib und Seele. Doch gerade das macht sie authentisch, sie können besonders glaubwürdig aufklären und warnen". In "Aids-Gottesdiensten" etwa hat Zanele immer wieder ihre Geschichte erzählt. Ungewöhnlich in Südafrika, denn das Thema Aids ist bis heute weitgehend tabu - trotz der hohen Infektionsrate rund ums Kap der Guten Hoffnung.

Darüber hinaus arbeitete Zanele in Durban als Streetworkerin für eine Organisation, die Straßenkinder in der Küstenstadt betreut. Ohne missio und den Rettungsanker St. Philomenas hätte sie ebenso enden können wie ihre gestrandeten Schützlinge, von denen viele Klebstoff schnüffelten, stahlen, bettelten und auf den Straßenstrich gingen. Davon war Zanele überzeugt: "Ich begegne hier meiner eigenen Vergangenheit, die ich lange verdrängt habe. Aber wenn ich diesen Kindern helfe, von der Straße wegzukommen, helfe ich auch mir selbst." Verwundete Retter als Hoffnungsträger - am vielzitierten "Kap ohne Hoffnung".

"Zanele hat das tödliche Schweigen gebrochen und vielen anderen Mut gemacht", betont Gundula Gause. "Sie ist viel zu früh gestorben, aber als Vorbild bleibt sie  erhalten", ergänzt missio-Präsident Krämer. Zu Zaneles Vermächtnis gehöre auch die Zusage, dass die katholische Kirche vom HIV-Virus betroffene Menschen "weiter mit allen Kräften unterstützt".


Foto: Harald Opitz